Der österreichische Bankensektor zeigt sich laut dem aktuellen Stresstest der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) trotz der anhaltenden Rezession als robust. Allerdings sind Risiken aus Gewerbeimmobilienkrediten gestiegen, so die OeNB in ihrer Mitteilung am Dienstag. Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG), das bei der OeNB angesiedelt ist, hat festgestellt, dass potenzielle Verluste aus diesen Krediten bei einer weiteren Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds ein erhöhtes Risiko darstellen könnten. Aus diesem Grund empfiehlt das Gremium, ab Mitte 2025 einen zusätzlichen Kapitalpuffer von zunächst einem Prozent einzuführen, um auf mögliche Verluste besser vorbereitet zu sein.
In der ersten Jahreshälfte 2024 verschlechterte sich die Kreditqualität, wie die OeNB weiter berichtete. Der Anteil an Problemkrediten stieg auf 2,7 Prozent, wobei besonders Gewerbeimmobilienkredite und Kredite für Klein- und Mittelbetriebe betroffen waren. Gleichzeitig konnte die Bildung von Risikovorsorgen mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten.
Besonders auffällig ist der Anstieg der problematischen Gewerbeimmobilienkredite, deren Anteil sich seit dem Tiefpunkt im Jahr 2020 mehr als verdoppelt hat. Mitte 2024 liegt dieser Anteil bei 5,5 Prozent. Auch die Preise von Gewerbeimmobilien, die für Banken als wichtige Sicherheiten dienen, stehen unter Druck. Angesichts dieser Herausforderungen empfiehlt die OeNB den Banken, ihre Kapitalbasis weiter zu stärken und bei Dividendenausschüttungen zurückhaltend zu agieren. Zudem sollten sich Kreditinstitute auf strengere aufsichtsrechtliche Anforderungen für Gewerbeimmobilienkredite vorbereiten.
Anders sieht die Lage bei Krediten für Wohnimmobilien aus: Hier zeigt sich ein moderates Wachstum. Steigende Einkommen und leicht sinkende Finanzierungskosten verbessern die Leistbarkeit von Wohneigentum. Zudem ist der Anteil der variabel verzinsten Kredite, die von der Aufsicht besonders beobachtet werden, bei Neuvergaben auf nur noch ein Fünftel gesunken, was eine Entspannung in diesem Bereich signalisiert.
Die OeNB fordert die Banken dazu auf, sich auch weiterhin auf mögliche wirtschaftliche Herausforderungen vorzubereiten, indem sie ihre Kapitalreserven erhöhen und die Kreditvergaberichtlinien anpassen, um die Stabilität des Bankensektors langfristig zu sichern.
