Die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) bleibt in der aktuellen Lage des kriselnden Gewerbeimmobilienmarkts zurückhaltend. Vorstandschef Kay Wolf erwartet zwar keinen weiteren Preisverfall, doch das Institut plant, im Jahr 2024 vorsichtiger mit der Kreditvergabe umzugehen und rechnet mit weniger Neugeschäft als zuvor. Nach einem deutlichen Gewinneinbruch im Jahr 2023 sieht Wolf die Bank jedoch auf Kurs, ihr Vorsteuerergebnis in diesem Jahr wie angekündigt signifikant zu steigern, was bei Investoren für Erleichterung sorgte.
Die pbb-Aktie reagierte positiv und stieg am Vormittag zeitweise um neun Prozent. Am frühen Nachmittag notierte sie immer noch mit einem Plus von 4,4 Prozent bei 5,17 Euro und gehörte damit zu den stärksten Aktien im Nebenwerte-Index SDAX. Nach einem Kurseinbruch im Frühjahr liegt der Aktienkurs jedoch immer noch etwa 16 Prozent unter dem Jahresbeginnswert.
Herausforderungen im Gewerbeimmobilienmarkt: Fokus auf Europa und die USA
Die Pfandbriefbank, ansässig im Münchener Vorort Garching, ist auf die Finanzierung von Gewerbeimmobilien in Europa und den USA spezialisiert. Vor allem der Büroimmobilienmarkt hat seit dem Ende der Nullzins-Phase erheblich an Wert eingebüßt, was in beiden Regionen viele Immobilienfonds und Entwickler vor finanzielle Herausforderungen stellte.
Wolf erklärte, dass die Preise für Gewerbeimmobilien mittlerweile den Tiefpunkt erreicht hätten, aber eine nachhaltige Erholung noch nicht in Sicht sei. Das unsichere Marktumfeld dürfte laut Wolf in den kommenden Quartalen anhalten, beeinflusst durch politische Unsicherheiten und die unklare Wirtschaftspolitik der USA nach den kommenden Präsidentschaftswahlen.
Finanzielle Performance und konservative Kreditstrategie
Nach einigen schwierigen Jahren konnte die Pfandbriefbank ihre Finanzlage stabilisieren. Im dritten Quartal 2024 erzielte die Bank einen Nettogewinn von 34 Millionen Euro, etwa viermal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Die Gesamterträge in den ersten drei Quartalen stiegen von 415 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 425 Millionen Euro.
Wolf betont weiterhin eine vorsichtige Kreditvergabe: Das Neugeschäft belief sich in den ersten neun Monaten des Jahres auf lediglich 2,5 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 1,7 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Für das gesamte Jahr peilt die Bank nun ein Neugeschäft von rund 5,5 Milliarden Euro an, statt der ursprünglich geplanten 6 bis 7 Milliarden Euro. Der Großteil davon soll im vierten Quartal abgeschlossen werden, wobei das Institut besonderen Wert auf profitable Margen legt.
Risikomanagement und Anpassung der Kreditportfolios
Die Pfandbriefbank unternimmt weiterhin Anstrengungen, um mögliche Kreditausfälle zu minimieren. Im dritten Quartal wurden Rückstellungen für problematische Darlehen in Höhe von 37 Millionen Euro gebildet, was deutlich weniger ist als im Vorjahr. Die gesamte Risikovorsorge für die ersten neun Monate beläuft sich jedoch auf 140 Millionen Euro und liegt damit noch über dem Vorjahresniveau von 104 Millionen Euro.
Angesichts des erheblichen Vorsteuergewinn-Rückgangs im Jahr 2023 auf 90 Millionen Euro strebt Kay Wolf für 2024 eine deutliche Steigerung des Ergebnisses an. Konkrete Prognosen zur genauen Höhe wollte er aufgrund der unsicheren Rahmenbedingungen jedoch nicht geben.
Strategischer Wandel: Diversifikation und Neuausrichtung des Kreditportfolios
Kay Wolf, der im Frühjahr das Steuer von seinem Vorgänger Andreas Arndt übernommen hat, führt die Bank durch eine strategische Neuausrichtung. Im Oktober strich er das bisherige mittelfristige Gewinnziel für 2026, da der anvisierte Vorsteuergewinn von über 300 Millionen Euro auch bis 2027 nicht erreichbar sei. Stattdessen plant Wolf, den Anteil an Büroimmobilien im Kreditportfolio zu reduzieren und sich verstärkt auf die Finanzierung von Rechenzentren, Hotels und Seniorenwohneinrichtungen zu konzentrieren.
Mit dieser neuen Ausrichtung will die Pfandbriefbank flexibler auf Marktveränderungen reagieren und ihre Ertragsquellen diversifizieren, um in einem volatilen Immobilienmarkt langfristig stabil zu bleiben.