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Die niederländische Regierung hat einem ehemaligen ASML-Mitarbeiter ein 20-jähriges Einreiseverbot erteilt, da er angeblich im Auftrag Russlands tätig war, um Unternehmensgeheimnisse zu stehlen. Der 43-jährige Russe soll vertrauliche Dokumente von ASML, dem führenden Hersteller von Lithografie-Systemen, über mehrere Jahre hinweg an russische Unternehmen weitergegeben haben.
Laut Berichten der niederländischen Rundfunkanstalt NOS und Aussagen von ASML wird dem Verdächtigen vorgeworfen, Geschäftsgeheimnisse des Unternehmens gestohlen zu haben, um Russland bei der Entwicklung eigener Chipfabriken zu unterstützen. Diese Technologie sollte Russland in die Lage versetzen, seine Chipproduktion unabhängig von westlichen Unternehmen voranzutreiben. Im Gegenzug soll der Ex-Mitarbeiter hohe Summen in Form von Zehntausenden Euro erhalten haben.
Wie die Spionage stattfand
Der mutmaßliche Spionageakt begann im November 2015. Der Ex-ASML-Mitarbeiter übergab geheime Unterlagen über verschiedene Kanäle, darunter Telefonchats und USB-Sticks. Auch Reisen nach Moskau sollen Teil der Operation gewesen sein. Laut der Staatsanwaltschaft in Rotterdam hatte der Mann dabei das Ziel, russischen Unternehmen den Zugang zu sensibler Technologie zu verschaffen, die aufgrund internationaler Sanktionen sonst nicht erhältlich gewesen wäre.
Der Verdächtige und seine Verbindung zur niederländischen Halbleiterindustrie
Der 43-Jährige war nicht nur bei ASML, sondern auch in der niederländischen Halbleiterbranche tätig, unter anderem bei NXP und Mapper Lithography, einem inzwischen insolventen Start-up. Im Rahmen einer Übernahme hatte ASML Technologiewissen von Mapper übernommen, um den Export von kritischen Technologien nach Russland und China zu verhindern.
Der Wert von ASMLs Technologie
ASML stellt Maschinen her, die für die Produktion von High-End-Chips unverzichtbar sind. Diese Chips finden Anwendung in einer Vielzahl von Bereichen, von Elektrofahrzeugen bis hin zu militärischer Ausrüstung. Die Niederländer haben in den letzten Jahren von einem Anstieg der Investitionen in Künstliche Intelligenz profitiert. ASML war jedoch auch wiederholt Ziel von Spionagevorfällen und Datenlecks. Erst kürzlich beschuldigte das Unternehmen einen ehemaligen chinesischen Mitarbeiter des Diebstahls von Chiptechnologien.
Der rechtliche Hintergrund und die Folgen
Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Mitarbeiter vor, Informationen weitergegeben zu haben, die als „Dual-Use-Technologien“ eingestuft werden – also sowohl für zivile als auch militärische Zwecke verwendet werden können. Der Mann befindet sich seit August 2024 in niederländischer Haft. ASML äußert sich derzeit nicht zu den laufenden Gerichtsverfahren.