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Das Jahr 2025 könnte für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte eine turbulente Zeit werden. Zahlreiche Zentralbanken haben ihre Leitzinsen bereits gesenkt, und die aktuellen Prognosen deuten darauf hin, dass dieser Trend auch im kommenden Jahr anhalten wird. Doch während viele Märkte auf eine baldige Stabilisierung der Zinspolitik hoffen, gibt es geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheiten, die die geldpolitischen Entscheidungen beeinflussen könnten.
Zinssenkungszyklen in den USA und Europa: Chancen und Risiken
Ein zunehmender Fokus liegt auf dem Ende der Zinssenkungszyklen, erklärt Sonja Marten, Analystin der DZ Bank. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Federal Reserve (Fed) haben bereits ihre Leitzinsen reduziert, wobei die Fed möglicherweise ihren Zinssenkungszyklus bis Frühjahr 2025 abschließt. Die EZB könnte diesen jedoch bis zum Jahresende fortsetzen.
In den USA steht das Wachstum im Mittelpunkt. Der Wahlsieg von Donald Trump könnte kurzfristig das Wachstum fördern, aber auch Inflation anheizen. Besonders die geplanten Steuererleichterungen und die angekündigten Zölle auf Länder wie Mexiko, Kanada und China könnten zusätzliche wirtschaftliche Spannungen erzeugen. “Zölle sind keine Frage des Ob, sondern des Wann”, so Marten. Gleichzeitig könnte das wachsende Haushaltsdefizit von bereits 7 % des BIP und die geldpolitische Unabhängigkeit der Fed zu Marktverunsicherungen führen. Trumps Bestrebungen, den Fed-Chef Jerome Powell nach dessen Amtszeit 2026 zu ersetzen, könnte den Eindruck einer politisierten Geldpolitik verstärken und den US-Dollar sowie die Renditen belasten.
Globale Divergenzen durch Handelskonflikte und Wirtschaftspolitik
Die Handelspolitik der USA unter der “America-First”-Doktrin könnte die globale Wirtschaftslandschaft weiter polarisieren. Während sie das Wachstum in den USA stützen könnte, könnten vor allem die Eurozone und China von den US-Handelszöllen negativ betroffen sein. In Europa wird ein starker Inflationsanstieg aufgrund des schwachen Wirtschaftswachstums jedoch nicht erwartet. Marten prognostiziert, dass die Divergenzen zwischen den USA und anderen Weltregionen aufgrund der Handelspolitik und den unterschiedlichen Wachstumsraten und Inflationsniveaus weiter zunehmen könnten.
Zentralbanken 2025: Drei Gruppen prägen den geldpolitischen Kurs
Marten unterteilt die Zentralbanken im Jahr 2025 in drei Hauptkategorien:
- Vorreiter: Die EZB und die Fed haben bereits mit Zinssenkungen begonnen. Die Fed könnte ihre Zinssenkungen bis Frühling 2025 abschließen, während die EZB diesen Zyklus möglicherweise bis zum Jahresende fortsetzen wird. Auch die Bank of England und die schwedische Riksbank gehören zu dieser Gruppe, sehen sich jedoch besonderen Herausforderungen wie einer hartnäckigen Inflation gegenüber.
- Nachzügler: Zentralbanken wie die Reserve Bank of Australia und die Norges Bank könnten ihre Leitzinsen erstmals 2025 senken. Auch in einigen Schwellenländern wie Polen und der Türkei sind Zinssenkungen zu erwarten. Doch die Türkei bleibt aufgrund ihrer hohen Inflation ein besonderes Risiko.
- Ausnahmen: Die Bank of Japan (BoJ) und die Banco Central do Brasil (BCB) befinden sich derzeit in einem Zinserhöhungszyklus. Die BoJ plant nur moderate Schritte, während die BCB bereits Zinserhöhungen vorgenommen hat und möglicherweise ab der zweiten Jahreshälfte 2025 Lockerungsmaßnahmen in Betracht zieht.
Geopolitische Unsicherheiten und ihre Auswirkungen auf die Geldpolitik
Ein weiteres Risiko für die globale Wirtschaft stellt die geopolitische Unsicherheit dar. Konflikte und Krisen könnten zu einer verstärkten Nachfrage nach sicheren Anlagen führen, was wiederum die Zinspolitik vieler Zentralbanken beeinflussen könnte. Marten warnt: “Die geopolitischen Krisen könnten die Geldpolitik weiterhin prägen.”
Die Geldpolitik bleibt volatil
Das Jahr 2025 wird voraussichtlich von Divergenzen in der Geldpolitik und geopolitischen Unsicherheiten geprägt sein. Während die USA durch ihre Handelspolitik Inflation und Wachstum anheizen könnten, bleiben die Aussichten für andere Regionen vorsichtiger. Anleger sollten sich auf Schwankungen einstellen, da sowohl wirtschaftliche als auch politische Entwicklungen die Zinsprognosen weiterhin beeinflussen werden. Die Geldpolitik erfordert in den kommenden Monaten Fingerspitzengefühl und eine genaue Beobachtung der globalen Trends.