Vodafone, einer der führenden Telekommunikationsanbieter in Deutschland, hat mit erheblichen Einbußen im TV-Geschäft zu kämpfen. Diese Entwicklung ist eine direkte Folge einer Gesetzesänderung, die zum Verlust von rund 2,2 Millionen TV-Kunden im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs 2024/25 geführt hat. Die Zahl der TV-Kunden sank auf 8,9 Millionen, was einen deutlich stärkeren Rückgang darstellt als noch im ersten Quartal, als die Kundenzahl um rund 0,7 Millionen gesenkt wurde.
Das Ende des „Nebenkostenprivilegs“ und seine Folgen
Bis Ende Juni 2024 konnten Vermieter die Fernsehgebühren auf ihre Mieter umlegen – eine Praxis, die als „Nebenkostenprivileg“ bekannt war. Diese jahrzehntelange Regelung ermöglichte es Vodafone, große Verträge mit Vermietern abzuschließen, wodurch Mieter, die eigentlich keinen TV-Anschluss nutzen wollten, dennoch gezwungen waren, für den Service zu zahlen. Diese Situation verschaffte Vodafone einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Doch mit dem Wegfall des „Nebenkostenprivilegs“ zum 1. Juli 2024 mussten Mieter neue Vertragsmodelle abschließen, was zu einer deutlichen Kundenschwund bei Vodafone führte. Kunden, die zuvor durch die Mietregelung gebunden waren, entschieden sich zunehmend für alternative Anbieter wie die Deutsche Telekom mit Magenta TV oder Internet-basierte Services wie Zattoo und waipu.tv, die verstärkt in Werbung investierten.
Vodafone Arbeitet an einer Stabilisierung
Die Situation war für Vodafone absehbar. Das Unternehmen wusste, dass es im Zuge der Gesetzesänderung Kunden verlieren würde, versuchte jedoch, diese durch gezielte Marketingmaßnahmen zurückzugewinnen. Im Vergleich zum Vorjahr, als Vodafone noch 8,5 Millionen TV-Kunden hatte, ist die Zahl auf rund 4 Millionen gesunken, die von den Mietregelungen betroffen waren. Vodafone-Deutschlandchef Marcel de Groot gab jedoch an, dass man auf Kurs sei, dieses Ziel zu erreichen. „Wir befinden uns im Jahr des Übergangs und haben mit den erwarteten Herausforderungen auf dem Markt zu kämpfen“, erklärte de Groot.
Im kommenden Quartal dürfte sich die Kundenzahl bei Vodafone nur noch geringfügig verringern. Die Abwanderung von TV-Kunden scheint weitgehend abgeschlossen, und das Unternehmen hat seine Strategie entsprechend angepasst.
Finanzielle Auswirkungen und Ausblick
Neben den Rückgängen im TV-Geschäft hat Vodafone Deutschland auch andere Geschäftsbereiche wie Festnetz-Internet und Mobilfunk zu bieten. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahrs 2024/25 konnte das Unternehmen einen Service-Umsatz von 5,5 Milliarden Euro erzielen, was einem Rückgang von knapp vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht.
Das Betriebsergebnis (EBITDA AL) sank sogar um 9,3 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Ein Großteil dieses Rückgangs, nämlich 8,2 Prozentpunkte, ist auf die dramatischen Einbußen im TV-Geschäft zurückzuführen. Dennoch bleibt Vodafone optimistisch, dass sich die Situation stabilisieren wird und das Unternehmen weiterhin in der Lage ist, seine Ziele für das laufende Geschäftsjahr zu erreichen.
Die Gesetzesänderung, die das „Nebenkostenprivileg“ abgeschafft hat, hat Vodafone erheblich getroffen, doch das Unternehmen zeigt sich entschlossen, sich von den Rückschlägen zu erholen. Die TV-Kundenabwanderung scheint nun weitgehend abgeschlossen zu sein, und mit einer angepassten Strategie hofft Vodafone, seine Marktposition zu stabilisieren. Trotz der finanziellen Herausforderungen bleibt das Unternehmen zuversichtlich, dass die verbleibenden TV-Kunden gehalten werden können und sich das Geschäft auf lange Sicht wieder positiv entwickeln wird.