Volkswagen (VOW) hat seine Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Elektrofahrzeug-Hersteller Rivian (RIVN) offiziell besiegelt. Im Jahr 2027 sollen die ersten Fahrzeuge auf Basis einer neuen, gemeinsamen Elektro-Architektur produziert werden. Dies gab Konzernchef Oliver Blume zu Beginn des Gemeinschaftsunternehmens im kalifornischen Palo Alto bekannt. Volkswagen investiert insgesamt 5,8 Milliarden US-Dollar (5,5 Milliarden Euro) in diese Zusammenarbeit – 800 Millionen Dollar mehr als ursprünglich geplant. Diese Partnerschaft verschafft Volkswagen Zugang zu Rivians fortschrittlicher Elektro- und Softwarearchitektur.
Ziel der Kooperation: Gemeinsame Entwicklung und kostengünstigere Produktion
Bereits Ende Juni 2024 hatten die beiden Unternehmen die Kooperation bekanntgegeben, und im Juli stimmte das Bundeskartellamt der Partnerschaft zu. Die Zusammenarbeit umfasst unter anderem Software, Steuercomputer und Netzwerkarchitekturen, mit dem Ziel, ein Gemeinschaftsunternehmen zu schaffen. Dieses wird sowohl für Volkswagen als auch für Rivian entwickeln und von beiden Unternehmen zu gleichen Teilen geführt werden. Die Basis des Projekts bildet die bestehende Elektronik-Architektur von Rivian, die weiterentwickelt und für Volkswagen adaptiert wird.
Volkswagen plant, diese neue Technologie nach und nach in seine Elektrofahrzeuge zu integrieren. Die ersten Modelle mit der neuen Technologie sollen 2027 auf den Markt kommen. Blume betonte, dass der Übergang mit Volkswagen-Fahrzeugen beginne, gefolgt von Audi, Scout, Porsche und später weiteren Marken. Dies betrifft alle Fahrzeugklassen, vom Kompaktwagen bis hin zu Luxusfahrzeugen und Sportwagen. Die Partnerschaft soll zu größeren Stückzahlen und sinkenden Produktionskosten führen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Rivians Technologie ausschließlich für Elektrofahrzeuge verwendet wird.
Softwareprobleme bei Volkswagen und die Vorteile der Rivian-Technologie
Volkswagen hat in den letzten Jahren wiederholt mit Problemen bei der hauseigenen Softwareentwicklung zu kämpfen, was zu Verzögerungen bei mehreren Modellstarts geführt hat. Im Gegensatz dazu hat Rivian von Anfang an eine eigene Architektur entwickelt, die die Auto-Elektronik in mehrere Zonen unterteilt und dadurch mit deutlich weniger Steuergeräten auskommt. Diese Architektur ist bereits in der zweiten Generation im Einsatz und hat sich als effektiver erwiesen.
Das Gemeinschaftsunternehmen: Start und Struktur
Das neue Gemeinschaftsunternehmen wird am kommenden Mittwoch seinen Betrieb aufnehmen und seinen Sitz in Palo Alto, Kalifornien, haben. Weitere Standorte in Europa und Nordamerika sind geplant. Der Großteil des Teams wird von Rivian kommen, ergänzt durch einige Mitarbeiter von Volkswagen. Die Führung des Unternehmens teilen sich jeweils ein Manager von Volkswagen und einer von Rivian, wie Rivian-Gründer und CEO RJ Scaringe bekanntgab.
Von den insgesamt 5,8 Milliarden Dollar, die Volkswagen für das Projekt bereitstellt, entfallen 3,5 Milliarden Dollar auf den Erwerb von Rivian-Anteilen. Weitere 2,3 Milliarden Dollar werden in das neue Unternehmen investiert, wobei eine Milliarde Dollar als Darlehen bereitgestellt wird. Zuvor waren lediglich drei Milliarden Dollar für den Erwerb von Rivian-Anteilen und zwei Milliarden für das Gemeinschaftsunternehmen angekündigt worden, doch beide Summen wurden nun aufgestockt.
Rivians Finanzen: Die Partnerschaft als Kapitalquelle
Für Rivian stellt die Partnerschaft mit Volkswagen eine dringend benötigte Finanzspritze dar. Das 2009 gegründete Unternehmen ist nach wie vor defizitär und kämpft mit sinkendem Interesse an Elektrofahrzeugen in den USA. Rivian-Chef Scaringe sagte, dass die Partnerschaft mit Volkswagen und der damit verbundene Deal „das Kapital sichert, das für den Hochlauf unserer Produktion benötigt wird.“
Im vergangenen Quartal lieferte Rivian rund 10.000 Fahrzeuge aus und erzielte einen Umsatz von 874 Millionen Dollar, wobei ein Verlust von 392 Millionen Dollar verzeichnet wurde. Im Vergleich dazu kam der Volkswagen-Konzern im selben Zeitraum auf nahezu 2,2 Millionen Auslieferungen und einen Umsatz von 78,5 Milliarden Euro. Trotz eines massiven Gewinneinbruchs nach Steuern konnte Volkswagen noch einen Überschuss von 1,58 Milliarden Euro verbuchen.
Rivians Marktposition und Zukunftsperspektiven
Rivian ist vor allem in zwei Fahrzeugkategorien aktiv, die in den USA populär sind: große SUVs und Pickups. Darüber hinaus produziert das Unternehmen für Amazon (AMZN) elektrische Lieferwagen, die inzwischen auch in Europa erhältlich sind. Amazon ist auch ein Investor in Rivian, was das Potenzial des Unternehmens weiter stärkt.
Mit der neuen Partnerschaft mit Volkswagen könnte Rivian jedoch einen entscheidenden Schritt in Richtung einer breiteren Marktakzeptanz und einer stabileren finanziellen Zukunft machen, während Volkswagen von Rivians innovativer Software- und Fahrzeugtechnologie profitiert.
Eine starke Partnerschaft für die Zukunft der Elektromobilität
Volkswagen und Rivian haben mit ihrer Partnerschaft einen bedeutenden Schritt in Richtung einer gemeinsamen Zukunft im Bereich der Elektromobilität getan. Durch den Zugang zu Rivians fortschrittlicher Technologie und Softwarearchitektur werden beide Unternehmen in der Lage sein, ihre Produktionskosten zu senken, die Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotten zu beschleunigen und die Entwicklung von innovativen Fahrzeugen zu fördern. Die Zusammenarbeit verspricht eine spannende Zukunft für die Elektromobilität und stärkt sowohl Volkswagens als auch Rivians Position in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt.